[Rezension] "Die Spuren meiner Mutter" von Jodi Picoult

Buchinformationen: (Quelle: https://www.randomhouse.de)

Aus dem Englischen von Elfriede Peschel
Originaltitel: Leaving Time
Originalverlag: Ballantine Books (Random House), New York 2014
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 512 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-570-10236-7
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 26,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: C. Bertelsmann
Erschienen: 29.08.2016


Autoreninfo: (Quelle: https://www.randomhouse.de)

Jodi Picoult, geboren 1967 in New York, studierte in Princeton und Harvard. Seit 1992 schrieb sie mehr als zwanzig Romane, von denen viele Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste waren. Die Autorin wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, wie etwa 2003 mit dem renommierten New England Book Award. Picoult lebt mit ihrem Mann, drei Kindern und zahlreichen Tieren in Hanover, New Hampshire. "Die Spuren meiner Mutter" ist nach dem Weltbestseller "Bis ans Ende der Geschichte" ihr zweiter Roman bei C. Bertelsmann.


Klappentext: 

Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.


Meine Meinung: 

Ich war auf diesen Roman schon sehr gespannt, zumal ich Jodi Picoults - Romane sehr mag und vor allem ihren letzten Roman "Bis ans Ende der Geschichte" einfach außergewöhnlich fand. Daher war ich auch sehr glücklich, als ich den Roman als Rezensionsexemplar erhielt.
Kaum hatte ich ihn in meinen Händen, wollte ich es auch schon lesen. Allerdings muss ich gestehen, dass eine leichte Ernüchterung eintrat, als ich anfing zu lesen. Meiner Meinung nach zieht sich der Beginn (und leider auch zwischendurch immer wieder) ein wenig in die Länge.

Im Mittelpunkt dieser Handlung steht die Suche der dreizehnjährigen Jenna nach ihrer Mutter, die vor zehn Jahren unter mysteriösen Umständen nach dem tragischen Tod einer Tierpflegerin im Elefantenreservat verschwand. Seit zehn Jahren lebt Jenna bei ihrer Großmutter, da ihr Vater aufgrund einer psychischen Erkrankung in einer Anstalt lebt.
Seit Jahren ist Jenna auf der Suche nach ihrer Mutter, hat bereits sämtliche Vermisstenportale im Internet durchforstet. Allerdings alles ohne Erfolg. Daher wendet sie sich an die Wahrsagerin Serenity, die ihr allerdings zunächst nicht helfen möchte, da sie denkt, dass sie ihre Gabe seit einem schicksalhaftem Vorfalls verloren hat. Aber irgendetwas hat Jenna an sich, dass Serenity nicht kalt lässt. Gleichzeitig macht Jenna den damals ermittelnden Polizisten Virgil ausfindig, der damals die Ermittlungen zum Todesfall im Reservat geführt hat, und der inzwischen als abgehalfterter Privatdetektiv arbeitet. Die Vorkommnisse von vor zehn Jahren haben ihn nie wirklich losgelassen. Angetrieben von alten Schuldgefühlen erklärt er sich bereits Jenna und Serenity zu helfen.
Und so macht sich das völlig ungleiche Trio auf die Spurensuche, die in einem zwar leicht übersinnlichen, aber gleichzeitig auch völlig überraschenden und sinnvollem Ende ihren Höhepunkt findet.

Gerade diese drei unterschiedlichen Figuren machen die Handlung dieser Geschichte aus. Die Geschichte lebt meiner Ansicht nach vor allem durch Jennas ziemliche Kaltschnäuzigkeit, da sie nicht bereit ist aufzugeben, bevor sie nicht hinter das geheimnisvolle Verschwinden ihrer Mutter gekommen. Klar hadert sie auch mal mit sich selbst. Allerdings geht sie mit einer solch erschreckenden Vehemenz vor, dass man das Gefühl hatte, dass es sich bei ihr nicht um einen Teenager, sondern viel mehr um eine erwachsende Frau handelt.
Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich so wirklich von Serenity halten sollte. Zwar wirkt sie einerseits ziemlich geerdet, anderseits kommt sie kurz darauf wieder sehr spirituell rüber. Nach einer Weile verstand ich, dass gerade diese beiden Charakterzüge sie auszeichnen. Sie ist keine stereotype Wahrsagerin, sondern bringt ihre Gabe mit einer solchen Natürlichkeit rüber, dass man ihr diese voll abnimmt.
Auch wenn Virgil ein leicht stereotyper Ex-Cop ist, der inzwischen mehr schlecht als recht als Privatdetektiv arbeitet und Alkoholprobleme hat, sorgen gerade diese Charakterzüge dazu bei die Geschichte am Leben zu halten. Dadurch wirkt er nicht wie der knallharte Typ, den er zwar immer wieder versucht vorzugeben zu sein, sondern wie ein Typ mit Ecken und Kanten.
Gerade dadurch, dass alle drei Figuren Stärke und Verletzlichkeit zugleich ausstrahlen, sorgt dafür, dass sowohl unter den Figuren, als auch in der gesamten Rahmenhandlung Spannung erzeugt wird. Anfangs reiben sich die Figuren durchaus ein wenig aneinander auf. Nach einer Weile finden sie aber einen Draht zueinander, wenngleich die drei sich weiterhin gegenseitig misstrauen.

Innerhalb des Romans wird immer wieder ein Perspektivwechsel vorgenommen. Die Geschichte wird vor allem aus Jennas Sicht erzählt, aber auch Serenitys und Virgils Sicht auf die Dinge wird zwischendurch offenbart. Dadurch bekommt man einen detaillierten Einblick auf die Handlung und kann sich sehr gut ein eigenen Bild machen.
Abgerundet wird die Handlung von den rückblickenden Erzählungen Alices, die nach und nach nicht nur die Geschehnisse im Reservat vor zehn Jahren aufdeckt, sondern auch weitere Hintergründe liefert die dazu geführt haben. In Alice Erzählungen sind ihre Beobachtungen und Erfahrungen als Elefantenforscherin eingebunden, die allerdings meiner Ansicht nach zu ausufernd waren. Teilweise wusste ich nicht mehr, wo genau in Alice Vergangenheit man sich gerade befindet und von welcher Elefantenfamilie sie gerade erzählt. Generell fand ich die thematische Verknüpfung von Familienbeziehungen unter Elefanten und unter Menschen durchaus interessant. Allerdings nehmen die Schilderungen über die Elefanten einen zu großen Raum ein, so dass man nach einer Weile das Interesse verlieren kann, wenn man nicht so vernarrt in Elefanten ist, wie die Figur Alice. Ich möchte gleichzeitig aber auch anmerken, dass ich die Recherchen, die Jodi Picoult für ihre Hintergrundhandlung mit den Elefanten sehr bemerkenswert fand. Ich kann zwar nicht abschätzen, inwiefern die in dem Buch gemachten Berichte realitätsgetreu sind. Aber auf mich wirkten sie durchaus fundiert und richtig.

Mit diesem Roman schafft Jodi Picoult es erneut eine Geschichte in eine mehr oder minder spannende Rahmenhandlung einzubinden. Obwohl dass Thema Elefanten und ihr Familiensinn, dass die gesamte Handlung umwebt, durchaus interessant ist, hat es mich nicht die ganze Zeit angesprochen. Hier hätte sich die Autorin ein wenig mehr auf einzelne Schilderungen fokussieren sollen, da man zwischendurch durchaus den Faden verlieren kann.
Auch wenn dieser Roman durchaus spannend ist, fehlt es ihm ein wenig an der gewohnten Picoult-Dramatik, die ich gewohnt war. Der Roman hat zwar gute Spannungsspitzen, flacht aber leider auch immer wieder ab.
Letztendlich entschädigt ein überraschendes, aber wie ich finde überaus überzeugenden Ende, für die leichten Schwächen und Längen, die dieser Roman hat. Während des Lesens habe ich nie in die Richtung eines solchen Endes gedacht, da nur wenige Anzeichen darauf hindeuteten. Obwohl das Ende letztendlich ziemlich plötzlich kommt, wirkt es nicht überstürzt, sondern war sogar notwendig.

Dieser Roman mag nicht gerade Picoults bester Roman sein. Aber er ist dennoch lesenswert!
Daher bekommt er von mir schwache 4 (von 5) Punkte.


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