[Rezension] "Nur ein Horizont entfernt" von Lori Nelson Spielman


Klappentext:

Mit zittrigen Fingern öffnet die TV-Moderatorin Hannah Farr einen Brief. Der Absender ist eine ehemalige Schulfreundin, die sie jahrelang gemobbt hat. Die Frau bittet sie nun um Vergebung. Dem Brief beigelegt sind zwei kleine runde Steine und eine Anleitung. Einen Stein soll sie als Zeichen dafür zurücksenden, dass sie ihrer früheren Klassenkameradin vergibt. Den anderen soll sie an jemanden schicken, den sie selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah weiß sofort, wer das sein könnte: ihre Mutter. Aber soll sie wirklich zurück zu den schmerzhaften Ereignissen von damals und die Auseinandersetzung mit dem Menschen suchen, der sie am besten kennt? Denn Hannah hat etwas getan, das das Leben ihrer Mutter für immer verändert hat …

Manchmal ist es etwas winzig Kleines, das uns Großes tun lässt.


Meine Meinung:

Nachdem ich letztes Jahr bereits "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen habe, war ich auf diesen Roman natürlich sehr gespannt, zumal mich der Klappentext total ansprach.
Ich kam auch sehr schnell in die Handlung rein, wobei ich gestehen muss, dass ich anfangs so meine Probleme mit der Hauptfigur Hannah Farr hatte, da sie zunächst ziemlich unnahbar ist.

Bei diesen Roman geht es um die TV-Moderatorin Hannah Farr, die eine Entschuldigung per Post, von einer ehemaligen Mitschülerin, die sie immer gemobbt hat, Dem Brief liegen zwei Steine bei und die Anleitung, dass sie einen Stein zurückschicken soll, wenn sie ihr vergibt. Den anderen Stein soll sie jemanden schicken, bei dem sie sich auch entschuldigen möchte. Hannah legt den Brief allerdings zunächst Beiseite, da sie einerseits die Geschehnisse der Vergangenheit nicht einfach so hinter sich lassen möchte. Zum Anderen ist sie zunächst auch nicht im Klaren darüber, bei wem sie sich entschuldigen möchte. Hannah ist anfangs eine Figur, die zwar sehr zielorientiert ist, jedoch zeitgleich auch ziemlich auf der Stelle tritt. Seit Jahren hat führt sie eine eigene Talkshow, möchte aber gerne noch höher hinaus, ohne dies in Angriff zu nehmen. Außerdem führt sie seit längerem eine Beziehung zu einem alleinerziehenden Vater, der sie im Grunde nur hinhält, wenn es um die Vertiefung ihrer Beziehung geht.
Als Hannah ein Angebot von einem überregionalen Fernsehsender erhält, sich bei ihnen zu bewerben, erzählt sie dort von dem Brief ihrer alten Mitschülerin und benennt "gezwungenermaßen" ihre Mutter, als Person, von der sie sich entfremdet hat und bei der sie sich entschuldigen möchte, als mögliches Thema für eine Talkshow. Unterstützt von ihrer Freundin Dorothy nimmt Hannah Kontakt mit ihrer Mutter auf und muss sich dabei nicht nur mit ihrer Vergangenheit, sondern auch mit ihrer Gegenwart auseinandersetzen.
Während Hannah nach und nach alte Geheimnisse ergründet, lernt sie dabei auch einen anderen Mann kennen, der so ganz anders als ihr Freund Michael ist. Während Michael darauf bedacht ist, dass kein Schmutz seine mögliche Senatskandidatur negativ beeinflusst, und daher teilweise auf Abstand geht, wird sie sie von ihm dabei unterstützt sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Hannah muss dabei auch erkennen, dass sie selbst so manches verdrängt hatte und letztendlich entscheiden, was diese "Entschuldigung" ihr wirklich bedeutet.

Ich fand diesen Roman sogar noch gelungener als "Morgen kommt ein neuer Himmel". Lori Nelson Spielman schreibt hier auf sehr emotionaler und zugleich wertfreier Art, so dass man der Handlung gerne folgt. Schritt für Schritt befördert sie Geheimnisse zu Tage, die allerdings sich nicht immer sofort in Wohlgefallen auflösen, sondern zeigen, dass Manches doch anders ist, als es im ersten Moment erscheint.
Sie lässt ihre Hauptfigur einen beeindruckenden Wandel durchlaufen. Von der anfangs ziemlich unnahbaren und manchmal auch etwas kalten Frau wird eine Person, die sich genau mit sich und ihrem Umfeld auseinandersetzt und letztendlich zu Entscheidungen fähig ist, die sie sich anfangs selbst nicht zugetraut hat. Ist sie zunächst noch eine Person, die man nicht unbedingt als besonders einfühlsam bezeichnen kann, wird sie nach und nach zu jemand, der genau weiß, was sie möchte und wie sie dies erreichen kann.
Spielman nimmt die Leser in ihrem Buch mit in eine Handlungsspirale rund um die Themen Vergangenheitsbewältigung, Verzeihen und dem Erkennen, was man vom Leben möchte. Sie scheut dabei auch nicht zurück eventueller Kindesmissbrauch, Mobbing, und verdrängte Erinnerungen anzusprechen. Sie geht hier sehr sensibel vor und stellt die "Täter" nicht als generell schlechte Menschen hin, sondern als Menschen, die aus bestimmten Gründen agiert haben.

Des Weiteren fand ich die Idee der "Entschuldigungssteine" einfach nur toll. Ich meine, wer hat nicht Menschen in seiner Vergangenheit, bei denen man sich gerne entschuldigen möchte, aber nicht weiß, wie. Dieser Roman regt einen auf jeden Fall zum Nachdenken an. Ähnlich wie Hannah habe ich auch in meiner Vergangenheit nicht immer die besten Erfahrungen in der Schule gemacht. Gleichzeitig gibt es aber auch Personen, denen ich mich gegenüber auch nicht immer ganz fair verhalten habe. Ich denke, dies geht viele so. Gerade diese Tatsache lässt die Handlung real erscheinen und macht die dadurch lesenswert.

Insgesamt betrachtet ist dies ein wunderschöner Roman mit einer Menge Herz und Gefühlen, denen man sich stellen sollte. Ich kann diesen Roman im Grunde jedem wärmstens ans Herz legen, der auch Bücher von Lisa Jewell und Jojo Moyes mag. Ich für meinen Teil habe es genossen ihn gelesen zu haben, daher bekommt er von mir starke 4 (von 5) Punkte.


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