[Rezension] "American War" von Omar El Akkad

Buchinformationen: (Quelle: https://www.fischerverlage.de)

Preis € (D) 24,00 | € (A) 24,70
448 Seiten, gebunden
S. FISCHER
ISBN 978-3-10-397319-8


Autoreninfo: (Quelle: https://www.fischerverlage.de)

Omar El Akkad war Kind, als seine Eltern Ägypten verließen und nach Kanada auswanderten. Der Journalist reist rund um die Welt, um über den Krieg in Afghanistan, die Prozesse in Guantanamo, die Black Lives Matter Bewegung in Ferguson zu berichten. Omar El Akkad lebt mit seiner Familie in Portland, Oregon. »American War« ist sein erster Roman.


Klappentext: 

»American War« - das Buch der Stunde. »Ein gewaltiger Roman«, schreibt die renommierteste Literaturkritikerin der USA, Michiko Kakutani. Ein Roman über den nächsten amerikanischen Bürgerkrieg und das dramatische Schicksal einer Familie. Was wird sein, wenn die erschütternde Realität der Gegenwart - Drohnenangriffe, Folter, Selbstmordattentate und die Folgen von Umweltkatastrophen - mit aller Gewalt in die USA zurückkehrt? Vor diesem Hintergrund entfaltet Omar El Akkad mit großer erzählerischer Kraft den dramatischen Kampf der jungen Sarat Chestnut, die beschließt, mit allen Mitteln für das Überleben zu kämpfen. »American War« ist in den USA ein literarisches Ereignis, das schon jetzt mit Cormac McCarthy »Die Straße« und Philip Roth »Verschwörung gegen Amerika« verglichen wird.


Meine Meinung: 

Ich bin auf "American War" in der Bücherei aufgrund des eindringlichen Covers und anschließend aufrund des Interesse weckenden Klappentexts aufmerksam geworden. Es wirkt auf den ersten Blick erschreckend lebensnah, so dass man sich die Gegebenheiten in einer nicht allzu fernen Zukunft durchaus vorstellen kann.
Das Buch fängt direkt überaus dramatisch und spannend an, indem man direkt einen Eindruck über die herrschenden Zustände gibt und das ganze in eine turbulente Handlung einbettet. Man lernt die Charaktere und ihre Wesenszüge sehr schnell kennen, was es einem leicht macht ihre späteren Handlungen besser nachvollziehen zu können.
Der Roman folgt der anfangs noch jungen Sarat Chesnut, die sich in den Wirren eines zukünftigen amerikanischen Bürgerkriegs plötzlich in einem Flüchtlingslager wiederfindet, dort aufwächst und durch die gegebenen Umstände und ihrer Art zu einer Überlebenskämpferin wird.

Teils erschreckend lebensnah beschreibt Omar El Akkad die Geschehnisse, so dass man beim Lesen immer wieder ein bedrückendes Gefühl bekommt. Man kann sich alles bildlich vorstellen und wird so mitgerissen. Mit einem sehr mitreißenden Schreibstil erzeugt der Autor eine fast durchgehende Spannung, die er durch teils erschütternde Ereignisse immer wieder in die Höhe treibt.

Sarat ist als Hauptfigur von Beginn an eine sehr willenstarke und eigensinnige Figur, der man ihre Handlungen abnimmt, auch wenn man sich mit denen nicht einverstanden erklären kann. Gerade dadurch, dass sie nicht stereotyp agiert, sondern sich von der Masse abhebt, wirkt sie glaubhaft und lebensnah.

So gelungen ich auch die Schreibweise des Autors und die Wahl der Hauptfigur finde, so sehr muss ich leider auch inhaltliche Mängel und eine zwischenzeitlich zu sehr in die Länge gezogene Handlung kritisieren. Der Autor macht immer wieder große Zeitsprünge, ohne jedoch immer Bezug auf die Zwischenzeit zu nehmen. Dadurch musste ich mich an einigen Stellen erst wieder neu in die Handlung einlesen. Gleichzeitig widmet der Autor auch einzelnen Passagen meiner Ansicht nach zu viel Aufmerksamkeit, ohne dass die Handlung zum Gesamtgelingen des Romans viel beiträgt.
Hier hätte ich mir mehr Fokus auf das Wesentliche gewünscht und gleichzeitig bei Zeitsprüngen, die durchaus notwendig für die Dauer der Ereignisse sind, auch das Einfließen der Ereignisse während der Zwischenzeit gewünscht.
Des Weiteren hatte die Handlung, die gut 60-90 Jahre in der Zukunft spielt, auch inhaltliche Ungereimtheiten. Nicht alles machte wirklich einen Sinn. So wird oftmals nur beschrieben, dass der Süden aufgrund von Umweltkatastrophen quasi zum Dritteweltland mutiert ist. Oftmals werden die Südstaaten so beschrieben, dass sie ohne humanitäre Hilfe nicht überleben können. Das wirkte auf mich ein wenig zu übertrieben. So sehr ich die Gründe, die zur Entstehung des Konflikts geführt haben, nachvollziehen kann, so sehr werfen diese im Laufe des Geschehens aber auch durchaus Fragen auf. Die gesamte Handlung bezieht sich nur auf einzelne Bundesstaaten. Zwar wird am Rande auch erwähnt, was mit den anderen Staaten passiert. Jedoch wirkt es auf mich nicht besonders wahrscheinlich, dass diese im Laufe des Geschehens nicht auch zumindest teilweise involviert werden.

Fazit:
"American War" ist meiner Ansicht nach alles in Allem ein durchaus solider Roman, der bei mir allerdings er als guter Durchschnitt ankam. Er überzeugt mit einer überaus bildhaften Sprache und lebensnahen Figuren, schwächelt dann jedoch ein wenig bei der inhaltlichen Umsetzung der Handlung,
Meiner Meinung nach sollte sich jeder seine eigene Meinung über diesen Roman machen, da er einen durchaus zum Nachdenken über ein "was könnte sein" anregt.

Note: 3+


Wer nun neugierig geworden ist, findet hier eine *Leseprobe*



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