[Rezension] "Der Riss" von Andreas Brandhorst
Klappentext:
Flynn Darkster, einer der weltweit besten Hacker, wird verhaftet, weil er in die Computersysteme des Pentagon eingedrungen ist. Er wird vor die Wahl gestellt: entweder Gefängnis oder Mitarbeit bei der »Gruppe Horatio«, einem geheimen Regierungsprogramm. Schon bald kommt Flynn dem wahren Ziel des Geheimprojekts auf die Spur, die Suche nach Beweisen dafür, dass unsere Realität in Wirklichkeit eine gewaltige Computersimulation ist. Doch wenn das so ist, wer hat diese Simulation geschaffen? Und gibt es einen Weg, die Menschheit daraus zu befreien? Für Flynn beginnt eine atemlose Jagd nach mächtigen Gegnern, die sich hinter den Grenzen der Wirklichkeit selbst zu verbergen scheinen.
Meine Meinung:
Nachdem ich bereits zwei Romane von Andreas Brandhorst gelesen habe, war ich auf den neuen Roman des Autors schon sehr gespannt. Allerdings muss ich gestehen, dass dieser Roman mich ein wenig enttäuscht hat. "Der Riss" beginnt zunächst etwas schleppend, aber auch äußerst interessant. Zur Mitte hin wird es dann durchaus sehr spannend und abwechslungsreich. Allerdings wird er dann im letzten Drittel immer abgedrehter und verwirrender, so dass es einem zwischenzeitlich schwer fällt der Handlung so recht zu folgen.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht allen voran Flynn Darkster und Alma, die irgendwie miteinander verknüpft sind. Flynn ist ein Hacker, der als er das Pentagon hackt von einer Regierungsorganisation engagiert bzw. zwangsverpflichtet wird. Ihm und seiner Gruppe, die ebenfalls mit machen müssen, sollen einen potentiellen Cyberkrieg abwenden. Zumindest gaukelt man ihnen dies vor, bis Flynn den wahren Gründen für ihre Rekrutierung aufdeckt und Beweise findet, dass sie alle in einer computergenierten Scheinwelt leben. Dabei stoßen sie auf Alma, die immer wieder von Albträumen eingeholt wird und nach Ansicht der Regierung die Person sein könnte, die einen Riss in der Computermatrix erzeugen könnte und somit die Menschheit befreien könnte. Lenkend wirkt auch immer wieder die überaus intelligente KI Jota auf die Geschehnisse ein.
Bald befinden sich alle auf einer atemlosen Jagd, wobei zunächst nicht ganz klar ist, wer alles gut und wer Böse ist. Die Figuren in diesem Roman weisen alle spezielle Eigenheiten auf, die es einen einfach macht sie zu unterscheiden. Man merkt, dass Brandhorst sich sehr viele Gedanken zu seinen Figuren gemacht hat. Im Gegensatz zur Handlung, die im Laufe des Romans immer verworrener und abgedrehter werden, nehmen die Figuren im Laufe des Geschehens immer mehr Form an und ihre Handlungen werden verständlicher.
Andreas Brandhorst Schreibstil ist zunächst durchaus interessant, wenngleich er etwas braucht um der Handlung so richtig Fahrtwind einzuhauchen. In den ersten beiden Dritteln hat er eine sehr bildhafte Sprache, so dass es einen leicht fällt der Handlung zu folgen. Allerdings verliert er sich hier im letzten Drittel leider ein wenig, so dass zumindest mir die passende Vorstellungskraft fehlte, um die Handlung wirklich nachvollziehen zu können. Während er der Handlung in den ersten beiden Dritteln ausreichend Raum einräumt, um sich zu entfalten, lässt Brandhorst im letzten Drittel die Handlung zu viele verwirrende Sprünge machen, ohne diese ausreichen zu erklären. So wirkte insbesondere das Ende für mich nicht wirklich verständlich.
Der Roman erinnert einen als Leser zunächst ein wenig an die Filmreihe Matrix, in der der Grundgedanke, dass wir alle in einer computergenerierten Scheinwelt leben, thematisiert wird. Allerdings hebt sich der Roman nach einer Weile vom Film, sowohl inhaltlich, als auch thematisch.
Vielmehr bringt er das Thema KI mit rein und verleiht der Handlung daher einen zeitgemäßen Diskussionspunkt mit reinnimmt. Die KI ist zunächst noch sehr kontrolliert und die Befürchtungen, dass die KI uns irgendwann übertrumpfen kann, spielt immer wieder mit rein. Der Roman regt daher zum Nachdenken an, wie real die Geschehnisse tatsächlich sein können. Gelungen finde ich auch die Tatsache, dass Brandhorst dem Thema KI relativ wertfrei begegnet. Vielmehr lässt der Autor die Leser ihre eigene Meinung bilden. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob die Handlung Fiktion ist oder auch Tatsache sein kann.
Fazit:
"Der Riss" von Andreas Brandhorst ist nicht unbedingt der beste Roman des Autors. Der Roman hat einen überaus guten Mittelteil, bei dem die Handlung sehr abwechslungsreich und spannend daher kommt. Allerdings ist der Beginn zunächst schleppend und das Ende zu abgedreht, um vollends überzeugen zu können. Leider ist der Roman dieses Mal eher Mittelmaß. Ein zu verwirrendes Ende lässt einen ein wenig ratlos zurück, so dass man das Grundthema des Romans wie sehr KI uns in Zukunft helfen oder aber auch "unterjochen" kann nicht so ganz durchkommt.
Leider kann ich dieses Mal nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen.
Note: 3 (❤️❤️❤️)
Wer sich ein eigenes Bild machen möchte, findet hier eine *Leseprobe*
Buchinformationen:
Ausgabe: Hardcover, mit Schutzumschlag, 640 Seiten, 13,5x21,5cm
Erschienen am: 16.10.2024
ISBN: 978-3-453-27482-2
Auflage/Ausgabe: Originalausgabe
Autoreninfo:
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt ist bei Heyne sein Thriller »Der Riss« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.
Quellen Klappentext, Buchinformationen & Autoreninfo: Penguin Randomhouse Verlage
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